Dienstag, 6. August 2013

Fair Trade.


In den vergangenen Tagen wird wieder in allen Zeitungen fleissig darüber debattiert, was denn nun eigentlich fairer Handel ist und wie man ihn umsetzen kann.
 
Ich lese die Zeilen stets aufmerksam, entgeht mir doch leider meist der tatsächliche Sinn hinter diesen politischen Äusserungen. Also habe ich mir selbst die Frage gestellt: Fair Trade ja? Und wenn, zu welchem Preis? Dabei kommt allerdings eher die Frage auf, wer hat tatsächlich etwas davon?

Fakt ist, ich bin klar dafür, dass Produkte zu annehmbaren Bedingungen hergestellt werden. Es sollte niemand zur Arbeit gezwungen werden und die Arbeit sollte entlöhnt werden. Soweit so gut. Aber wo fängt „fair“ an? Für mich ist klar, dass ich gegen Kinderarbeit bin. Aber ich gestehe, dass ich mir keine Gedanken darüber mache, woher meine Kleidung kommt, wenn sie vom Gestell in meine Einkaufstasche wandern. Zu undurchsichtig sind dort die Praktiken. Mal abgesehen davon, dass ich bei H&M nie etwas passendes zum anziehen finde, könnte ich nicht einmal sagen, woher die Kleider stammen. Ich habe auch noch nie danach gefragt. Stellt euch vor, ihr geht in so einen Laden (für die ganz Schlanken unter euch zum Beispiel Orsay) und fragt die Verkäuferin mal, woher die Kleider stammen und wer sie hergestellt hat. Ich wette, dass die Verkäuferin darauf keine Antwort hat. Das ist sicherlich nicht überall so. Schliesslich gibt es auch genug (teurere) Ladenketten, bei denen Fair Trade bereits am Eingang aufgestempelt ist. Die wissen, woher die Kleider stammen.
 
Gehen wir mal zurück zum Preis. Alle Welt spricht vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Ja klar, sehe ich ein. Jeder will das beste und grösste Stück vom Kuchen und das möglichst günstig, die Händler mit dem grösstmöglichen Gewinn. Wie sieht also die Realität aus? Fair Trade ist teurer, als normale Produkte. Begründet wird dies damit, dass die Löhne höher sind und die Leute besser behandelt werden.
 
Wenn ich das richtig verstehe, müssen also die Konsumenten dafür zahlen, dass die Arbeiter besser bezahlt werden. Irgendwas geht für mich da nicht so ganz auf. Wenn man für eine Hose statt normalerweise 20.- € auf einmal 50.- € zahlt, weil Fair Trade drauf steht, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, dass die Person, die mir die Hose hergestellt hat in (nur ein Beispiel) Bangladesch für die Hose 30.- € mehr bekommt. Das wäre pro Hose ein Monatslohn für die ganze Familie (okay, vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber das ist meine Wahrnehmung). Dann wären innerhalb kürzester Zeit alle Arbeiter dort im Verhältnis reicher, als der Rest der Menschheit. Immerhin stellt man ja mehr als nur eine Hose im Monat her. Wenn dann also pro Tag eine Hose hergestellt wird, sind das mal locker 900.- € im Monat. Geht nicht ganz auf, oder? Nicht, dass ich den Arbeitern das nicht gönnen würde.
 
Okay, wohin wandert also das Geld? In die Industrie, in den Vertrieb, in den Handel. Und dort wird natürlich immer brav propagiert, dass das Geld an die Produzenten weitergegeben wird. Die reichen Produzenten leben also (nehmen wir wieder dasselbe Beispiel) in Bangladesch und lassen von nun an andere für sich arbeiten, vielleicht lassen sie ihre Kinder arbeiten und schwelgen mit ihren dicken Bäuchen auf der Terrasse ihrer Nobelvilla aus Bambus und Marmor in Erinnerungen an die alten Zeiten, in denen sie wenig bis gar kein Geld verdient haben. Blödsinn sagt ihr? Ja klar, finde ich auch. Also wieder zurück. Industrie, Vertrieb, Handel. Diese Institutionen erhalten den grossen Teil vom Kuchen. Auch das ist natürlich nur reine Spekulation.
 
Aber solang mir keiner das Gegenteil beweist, halte ich an dieser Meinung fest. Und genau das ist der Punkt. Sobald ich sehe und glaube, dass die richtigen Personen davon profitieren, dass ich mehr für die Produkte zahlen soll, werde ich dies auch gern tun, im Sinne von, etwas Gutes tun. Bis dahin kaufe ich nur das, was mir gefällt und wenn die Bananen zufällig Fair Trade sind, nehme ich sie mit, aber wenn die Chiquita im Angebot ist, werde ich wohl zu dieser greifen. Ich bin nicht dafür, dass die Manager der Industrie, Vertrieb und Handel immer reicher werden, während andere auf der Strecke bleiben. Ich bin für reale Fairness.
 

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