Freitag, 24. Mai 2013

Einkaufstourismus.

Nahezu wöchentlich, wenn nicht gar täglich findet man in den verschiedenen Zeitungen Artikel über den Schweizer Einkaufstourismus im angrenzenden Ausland.
Als Haupteinkaufsziel wird stets Deutschland genannt. Gesprochen wird meist von den Milliarden Franken, die über die Grenze wandern. Eine Dunkelziffer derer, die sich die Mehrwertsteuer an der Grenze nicht holen, ist selten bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass gut die Hälfte der Einkaufstouristen auf die Mehrwertsteuer verzichten. Somit läge der Jahresdurchschnitt 2012 bereits bei 18 Milliarden.
Schweizer Detailhändler wiegen sich, Zeitungsberichten zufolge, in Sicherheit. Das Problem wird herabgespielt, Zahlen werden abgeschwächt bewertet. Doch ist der Einkaufstourismus für die Schweiz wirklich so geringfügig von Einfluss?

Dem Problem Einkaufstourismus liegen mehrere Fakten zugrunde. Einerseits sehen die Kunden den günstigeren Preis, andererseits, die grössere Auswahl. Da lässt es sich schon vermuten, dass es den Kunden geradezu wie eine willkommene Ausrede in den Sinn kommt, dass grosse Detailhändler in der Schweiz ihr Sortiment weiter straffen, anstatt es zu vergrössern. Die Preise werden zwar gesenkt, dennoch übersteigen die Preise im Inland Schweiz, gerade bei zum Beispiel Kosmetikartikeln, die Preise im angrenzenden Ausland um ein vielfaches. Gründe dafür, warum dies so ist, werden etliche durch die Detailhändler veröffentlicht.

Ein Teil der Schweizer Bevölkerung fordert, dass die Preise angeglichen werden, dann würden sie nicht mehr ins Ausland fahren müssen. Was hier jedoch völlig unbeachtet bleibt, ist der gesamte Schweizerische Standard. Sind die Mitarbeitenden der grossen Detailhändler unter Umständen bereit, auf einen Teil ihres Lohnes zu verzichten, damit die Produkte günstiger werden können? Wohl kaum. Leider gibt es keine Studie dazu, wie viele der im Ausland Einkaufenden tatsächlich in der Detailhandelsbranche tätig sind. Ist ein Veränderungspotential überhaupt vorhanden? Sicherlich sind die Margen bei einigen Produkten äussert gut angesetzt, jedoch sind auch hier die Einsparpotentiale bei den Detailhändlern bald einmal ausgeschöpft. Wo wird als nächstes gespart, damit man die Kunden im eigenen Land hält?

Sieht man vom Sparpotential einmal ab, stellt sich die Frage, was ausserdem der Reiz für einen Einkauf im nahegelegenen Ausland ausmacht. Betritt man an einem Samstag einen Parkplatz eines deutschen Gross-Detailhändlers, fallen einem sofort die Massen an Schweizer Autokennzeichen auf. Wer genauer hinsieht, stellt sich die Frage, warum man zum sparen nach Deutschland fährt, wenn man augenscheinlich ein gut gefüttertes Portemonnaie besitzt, da man sich Luxusklasse Autos leisten kann. Dies ruft zu Spekulationen auf. Warum also kaufen auch besserverdienende in Deutschland ein? Ohne dass man eine Studie darüber verfasst hat, kann man vage behaupten, dass es auch zu einem gewissen Punkt mit Qualität zutun hat. Oder ist es schlicht weg „Masse statt Klasse“?

Das „Problem“ Einkaufstourismus erfordert ein Umdenken. Nicht etwa bei den Detailhändlern, sondern in der Politik und den Medien. In einem Land, in dem der Nationalstolz so gross geschrieben ist, muss den Menschen klar gemacht werden, wie wichtig es ist, das Geld in den eigenen Reihen auszugeben. Aber es muss für die Bürgerinnen und Bürger auch attraktiver gemacht werden. Viele Familien, gerade mit Kindern, haben es nicht leicht in der Hochpreisburg Schweiz über die Runden zu kommen. Wenn eine Packung Windeln nahezu das dreifache, wie im Ausland kostet, wird der Weg über die Grenze ungleich attraktiver, wenn man bedenkt, was man noch alles kaufen kann. Zudem erhöht sich die Freigrenze ja pro Kopf (egal ob Kind oder Erwachsener). Vielen Pensionierten geht es aber gleich. Die Preise steigen, die Renten bleiben gleich. Da kommt doch die Frage auf, wie viel diese beiden Bevölkerungsgruppen prozentual zur Schweizer Gesamtbevölkerung ausmacht? Die Antwort liegt doch auf der Hand. Warum also wird nicht an der Quelle nach einer Lösung gesucht?


Ich habe jedenfalls keine Lösung zu diesem Problem. Hätte ich diese, wäre ich wahrscheinlich in einem sehr gut bezahlten Job, würde täglich mit meinem teuren Porsche umher fahren und könnte einkaufen, wo ich wollte.

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